Lösen Impfungen Immunerkrankungen, Krankheitsschübe oder ein Fortschreiten der Erkrankung aus? 3 Antworten aus Sicht der jeweiligen Fachdisziplin

30.11.2022 |

Impfreaktionen

Zusammenfassend:

Infekte können durch Aktivierung des Immunsystems zu einer Symptomzunahme bzw. zum Auslösen eines Krankheitsschubes einer chronisch-entzündlichen Erkrankung führen. Auch Impfungen aktivieren das Immunsystem mit dem Ziel, langfristig eine Immunabwehr gegen die Erkrankung aufzubauen. Das Risiko für eine schubartige Verschlechterung oder ein langsames Fortschreiten der Erkrankung nach Impfung ist gering. Studien zeigen, dass nach Impfung gegen SARS-COV-2 weniger Schübe bei MS Patient:innen oder Patient:innen mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung auftraten als nach einer Infektion. Bedenkt man die zum Teil schweren Covid-19-Verläufe oder auch schweren Komplikationen oder Folgeerkrankungen wie z. B. Long COVID überwiegt der Nutzen einer Impfung deutlich.

Impfungen schützen viel häufiger vor Krankheitsschüben, als dass sie sie auslösen. Nach jetzigem Wissensstand werden chronisch-entzündliche Erkrankungen nicht von Impfungen ausgelöst.

Multiple Sklerose:

Impfungen erhöhen das Risiko an einer MS zu erkranken NICHT. Dies bedeutet, dass auch Kinder von MS Patient:innen die empfohlenen Impfungen erhalten können. Auch wenn die Datenlage eingeschränkt ist, wurde in den meisten großen Studien kein erhöhtes Auslösen einer Multiplen Sklerose beschrieben, noch waren erhöhte Schubraten nach Impfung nachzuweisen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zur Sicherheit einer Impfung gegen COVID-19 aus Israel konnte dies untermauern (Achiron et al., Mult Scler, 2021). Abgesehen von leichten kurzzeitigen Verschlechterungen der Symptome bei Auftreten von Fieber nach der Impfung waren keine vermehrten Schübe im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung gesehen worden. Im Rahmen der Impfung gegen SARS-CoV-2 (Corona-Impfung) hatten weniger Patient:innen einen Schub nach einer Impfung als nach der Infektion. Auch im Rahmen anderer bakterieller und viraler Infekte ist eine erhöhte Schubrate beschrieben.

https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HepatitisB/FAQ-Liste_HepB_Impfen.html?nn=2375548

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen:

Die Datenlage bezüglich Impfungen und Krankheitsverschlechterung ist relativ gering. Erfreulicherweise sind kaum persistierende Schübe nach einer Impfung und nur selten akute Krankheitsschübe dokumentiert worden. Ein klarer kausaler Zusammenhang zwischen Impfung und Exazerbation der rheumatologischen Erkrankung konnte bisher nicht bestätigt werden. Aktuelle Studien nach einer COVID-19 Impfung zeigten keine relevanten Unterschiede in Bezug auf unerwünschten Nebenwirkungen infolge der Impfung zwischen Patient:innen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und gesunden Personen.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen:

Eine Studie an fünf deutschen CED-Behandlungszentren mit fast 900 Patient:innen konnte keine erhöhte Anzahl von akuten Schüben einer CED nach einer Impfung gegen SARS-CoV-2 zeigen. Die Studienteilnehmer:innen berichteten ebenso keine negativen Einflüsse auf Stuhlfrequenz, rektale Blutabgänge oder Bauchschmerzen.

Im Gegensatz dazu kann eine SARS-CoV-2 Infektion, wie auch andere virale oder bakterielle Infekte, zu einer Symptomzunahme einer CED oder gar einem akutem Schub führen.

Eine Impfung gegen SARS-CoV-2 kann somit eher einen akuten Schub verhindern als auslösen.

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