Morbus Crohn und Colitis ulcerosa: Was sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen?

12.02.2025 |

Was sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen?

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, kurz CED, sind Krankheiten, die mit Entzündungen des Verdauungstrakts einhergehen. Daneben können auch Beschwerden außerhalb des Magen-Darm-Trakts auftreten, sogenannte extraintestinale Komplikationen. Sie verlaufen oft in Schüben und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Die beiden häufigsten Formen sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Während bei Morbus Crohn die gesamte Darmwand entzündet ist, betrifft die Entzündung bei Colitis ulcerosa ausschließlich die Darmschleimhaut.

In Deutschland leben etwa 200.000 Menschen mit Morbus Crohn und 300.000 Menschen mit Colitis ulcerosa. Am häufigsten treten die Erkrankungen erstmals zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf. Sie können jedoch auch bereits im Jugendalter oder bei Menschen über 65 Jahren erstmals auftreten. Bei jedem zehnten Betroffenen ist keine eindeutige Unterscheidung zwischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa möglich.

Was ist die Ursache von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen?

Die genauen Ursachen von CED sind noch nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich spielt eine Kombination aus angeborener (genetischer) Veranlagung und Umweltfaktoren eine Rolle. Diese begünstigen eine Fehlregulation des Immunsystems. Das überaktive Immunsystem führt zu einer anhaltenden Entzündung im Darm. Auch die Barrierefunktion der Darmwand ist häufig gestört. Dadurch können schädliche Stoffe und Bakterien leichter in die Darmwand eindringen, was die Entzündung verstärkt.

Welche Symptome verursachen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen?

CED können schwere Darmentzündungen verursachen. Diese machen sich durch Bauchkrämpfe, blutigen oder schleimigen Durchfall bemerkbar. Auch außerhalb des Darms können chronisch-entzündliche Darmerkrankungen Beschwerden auslösen (sogenannte „extraintestinale Manifestationen”). Dazu gehören zum Beispiel Gelenkschmerzen, Haut- und Augenentzündungen sowie Veränderungen der Gallengänge. Die Gallengänge leiten die Galle aus der Leber in den ersten Abschnitt des Dünndarms (Zwölffingerdarm) und können sich bei CED entzünden. Das verursacht oftmals keine Beschwerden, kann sich aber durch auffällige Leberwerte bemerkbar machen.

Wie verlaufen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen?

Morbus Crohn: Morbus Crohn kann Entzündungen im gesamten Verdauungstrakt auslösen, vom Mund bis zum After. Am häufigsten betroffen sind jedoch der letzte Abschnitt des Dünndarms und der angrenzende Dickdarm. Die Entzündung greift auf alle Schichten der Darmwand über. Das kann zu Komplikationen wie Fisteln oder Engstellen führen. Fisteln sind kleine Gänge im Körper, die zwei Organe oder ein Organ mit der Haut verbinden und bei einer gesunden Person nicht vorkommen.

Colitis ulcerosa: Im Gegensatz zu Morbus Crohn beschränkt sich Colitis ulcerosa auf den Dickdarm. Die Entzündung beginnt meist im Mastdarm (Rektum) und breitet sich kontinuierlich nach oben im gesamten Dickdarm (Kolon) aus. Bei Colitis ulcerosa ist die Darmschleimhaut entzündet. Die tieferen Schichten der Darmwand sind nicht betroffen.

Beide Erkrankungen verlaufen typischerweise in Schüben. Das bedeutet, Phasen mit hoher entzündlicher Aktivität wechseln sich mit beschwerdefreien Perioden ab. Bei langjährigem Verlauf steigt insbesondere bei Colitis ulcerosa das Risiko für Darmkrebs. Regelmäßige Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen können jedoch helfen, Darmkrebs frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Wie wirken sich chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auf die Lebenserwartung aus?

Grundsätzlich schränken CED die Lebenserwartung nicht ein. Schwere Krankheitsverläufe und Folgeerkrankungen wie Darmkrebs können sich jedoch auf die Lebenserwartung auswirken. Eine frühzeitige Behandlung der CED und regelmäßige Untersuchungen sind daher besonders wichtig. Dadurch ist es möglich, die Krankheit gut zu kontrollieren.

Wie werden chronisch-entzündliche Darmerkrankungen behandelt?

Die Behandlung zielt darauf ab, Entzündungen abzuschwächen, Beschwerden zu lindern und Komplikationen vorzubeugen. Je nach Schweregrad und Ort der Erkrankung kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz.

CED werden mit Medikamenten behandelt, die Entzündungen hemmen und das Immunsystem unterdrücken. Beispiele sind sogenannte 5-Aminosalizylate, Kortison-haltige Arzneimittel, klassische Immunsuppressiva wie Azathioprin oder Biologika. Biologika sind therapeutische Antikörper, welche die Entzündungsprozesse abschwächen und verhindern sollen. Dadurch werden die Beschwerden gelindert und die Zeit ohne Symptome verlängert. Welche Medikamente Sie einnehmen sollten, hängt davon ab, wie die Entzündung bei Ihnen verläuft. Je nachdem, wie Sie auf die Medikamente ansprechen, können Sie zusammen mit Ihrem Behandlungsteam die Therapie anpassen.

In bestimmten Situationen können auch operative Eingriffe notwendig werden, insbesondere bei Komplikationen oder wenn medikamentöse Therapien nicht ausreichend wirken. Bis zu 2 von 10 Menschen mit Colitis ulcerosa und 5 von 10 Menschen mit Morbus Crohn brauchen im Laufe ihrer Erkrankung eine Operation.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen werden mit Medikamenten behandelt, welche die Immunabwehr unterdrücken. In der Folge können Sie anfälliger für Infektionen sein. Damit Sie bestmöglich geschützt sind, sollten Sie auf aktuelle und vollständige Impfungen achten. Hier finden Sie weitere Informationen zu Impfungen bei CED.

Quellen:

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) (2024): S3-Leitlinie Colitis ulcerosa – Diagnostik und Therapie. AWMF-Register-Nr. 021-009, Stand: Juni 2024. Online verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/021-009l_S3_Colitis-ulcerosa_2024-06.pdf [Zugriff: 10.12.2024]. 

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) (2024): S3-Leitlinie Morbus Crohn – Diagnostik und Therapie. AWMF-Register-Nr. 021-004, Stand: September 2024. Online verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/021-004l_S3_Morbus_Crohn_Diagnostik_Therapie_2024-09.pdf [Zugriff: 10.12.2024]. 

DCCV e.V. – Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung (o.J.): Medizinische Grundlagen. Online verfügbar unter: https://www.dccv.de/betroffene-angehoerige/medizinische-grundlagen [Zugriff: 31.01.2025]. 

Stallmach, A., Atreya, R., Grunert, P. C., Stallhofer, J., de Laffolie, J., & Schmidt, C. (2023): Treatment strategies in inflammatory bowel diseases. Dtsch Arztebl Int, 120, 768–78. DOI: 10.3238/arztebl.m2023.0142. 

Universitätsmedizin Göttingen (o.J.): Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED). Online verfügbar unter: https://gastroenterologie.umg.eu/patienten-besucher/krankheiten/chronisch-entzuendliche-darmerkrankungen-ced/ [Zugriff: 13.01.2025]. 

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