Rheumatoide Arthritis

12.02.2025 |

Was ist eine rheumatoide Arthritis?

Rheumatoide Arthritis gehört zur Gruppe der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Sie wurde früher auch chronische Polyarthritis genannt und umgangssprachlich häufig als „Rheuma“ abgekürzt. Die rheumatoide Arthritis ist ein komplexes Krankheitsbild, jedoch führend sind die Gelenkentzündungen, welche sehr schmerzhaft sein können. Im Labor können die Entzündungswerte erhöht sein, ohne anders erklärbare Ursache. Es ist eine anhaltende (chronische) Erkrankung, die nicht heilbar ist, sich jedoch behandeln lässt.

In Deutschland hat von 100 Erwachsenen etwa 1 bis 2 Personen rheumatoide Arthritis. Frauen sind dabei etwa dreimal häufiger betroffen als Männer. Seltener tritt die Krankheit bereits im Kindes- und Jugendalter auf.

Was ist die Ursache von rheumatoider Arthritis?

Rheumatoide Arthritis ist eine sogenannte Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, die körpereigene Immunabwehr greift fälschlicherweise die Gelenke an. Genauer gesagt, richtet sich die Immunabwehr gegen die Innenhaut der Gelenke. Die genauen Ursachen sind noch nicht bekannt. Neben angeborenen (genetischen) Faktoren können auch Umwelteinflüsse eine Rolle spielen.

Welche Beschwerden verursacht rheumatoide Arthritis?

Bemerkbar macht sich die Krankheit oft zuerst an den Gelenken von Fingern oder Zehen oder an den Handgelenken. Seltener sind größere Gelenke betroffen, wie Ellbogen, Schultern, Knie oder Knöchel. Rheumatoide Arthritis kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und sich zum Beispiel darin unterscheiden, welche und wie viele Gelenke betroffen sind und wie stark die Entzündungen sind.

Mögliche Beschwerden bei rheumatoider Arthritis sind:

  • Mehrere Gelenke sind geschwollen und schmerzhaft.

  • Morgens sind die Gelenke besonders steif und unbeweglich, was sich über den Tag meist wieder verbessert (Morgensteifigkeit).

  • Betroffene fühlen sich erschöpfter als sonst und sind oft müde.

  • Unter der Haut können sicht- und tastbare Knoten auftreten (Rheumaknoten).

Wie verläuft die rheumatoide Arthritis?

Ohne eine Behandlung können die Entzündungen die Gelenke weiter schädigen. Das ist schmerzhaft und führt dazu, dass die Beweglichkeit der Gelenke abnimmt. Die Gelenke können sich unumkehrbar verformen und haben weniger Kraft. Es kann im Alltag schwieriger werden, zum Beispiel Reißverschlüsse und Knöpfe auf- und zuzumachen oder Verpackungen zu öffnen. Wie die Krankheit bei Ihnen verlaufen wird, lässt sich nicht voraussagen. Starke Gelenkveränderungen lassen sich jedoch mit einer langfristigen Behandlung abschwächen oder sogar verhindern.

Die Entzündungen können sich neben den Gelenken auch auf andere Bereiche des Körpers auswirken. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist bei einer rheumatoiden Arthritis erhöht. Menschen mit einer rheumatoiden Arthritis scheinen auch etwas häufiger zu Lungenkrankheiten zu neigen.

Rheumatoide Arthritis kann emotional belastend sein. Es kann herausfordernd sein, mit möglichen Schmerzen und Einschränkungen umzugehen. Vielleicht tut Ihnen der Austausch mit anderen Menschen gut, zum Beispiel über eine Selbsthilfegruppe oder im Rahmen einer psychologischen Unterstützung.

Wie wirkt sich rheumatoide Arthritis auf die Lebenserwartung aus?

Rheumatoide Arthritis ist keine lebensbedrohliche Krankheit. Jedoch können sich eventuelle Begleit- und Folgeerkrankungen auf die Lebenserwartung auswirken. Dazu zählen vor allem Herz-Kreislauf- und Lungenkrankheiten. Die modernen Behandlungsmöglichkeiten sollen helfen, diese Begleit- und Folgeerkrankungen hinauszuzögern oder zu verhindern.

Wie wird rheumatoide Arthritis behandelt?

Bei einer rheumatoiden Arthritis gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Diese richten sich zum Beispiel danach, wie stark die Krankheit bei Ihnen ausgeprägt ist und ob Sie gerade einen akuten Schub haben. Je nach Bedarf, lassen sich verschiedene Behandlungen kombinieren. Welche Behandlung am besten für Sie geeignet ist, besprechen Sie zusammen mit Ihrem medizinischen Fachpersonal.

Hier erhalten Sie eine Übersicht über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten bei rheumatoider Arthritis:

  • Entzündungshemmende Schmerzmittel können die Beschwerden lindern, aber sie haben keinen Einfluss auf die überaktive Immunabwehr.

  • Sogenannte krankheitsmodifizierende Medikamente (Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs, DMARDs) sollen verhindern, dass die Entzündungen fortschreiten und die Gelenkschäden zunehmen. Dafür unterdrücken sie die Immunabwehr. Sie sollen zudem Ihren Bedarf an weiteren Medikamenten senken, etwa an Schmerzmitteln. Diese Medikamente heißen auch Basismedikamente, da sie in der Regel dauerhaft eingenommen werden. Ein Beispiel ist der Wirkstoff Methotrexat.

  • Wenn die sogenannten „konventionellen“ Basismedikamente bei Ihnen nicht ausreichend wirksam sind, kommen Medikamente der nächsten Behandlungsstufe infrage. Sie wirken zielgerichtet an bestimmten Stellen der Immunabwehr. Diese Medikamente heißen Biologika und JAK-Hemmer.

  • Bedarfsmedikamente kommen bei akuten Schüben zum Einsatz. Dazu zählen zum Beispiel Kortison-ähnliche Wirkstoffe.

  • In bestimmten Fällen kann auch die Infiltration der betroffenen Gelenken mit Kortison zum Einsatz kommen.

Neben der Behandlung mit Medikamenten spielen Sport, Physiotherapie und Ergotherapie eine wichtige Rolle. Diese Therapien helfen zum Beispiel dabei, die Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer zu fördern und zu erhalten.

Eine möglichst frühzeitige Behandlung der rheumatoiden Arthritis kann sich förderlich auf den weiteren Krankheitsverlauf auswirken. Zudem ist es ratsam, sich an eine Praxis oder Klinik zu wenden, die auf rheumatische Erkrankungen spezialisiert ist.

Ein wichtiger Baustein der Behandlung bei rheumatoider Arthritis ist die Unterdrückung der Immunabwehr. Dadurch können Sie anfälliger für Infektionen sein. Ihre Impfungen sollten daher vor Beginn der Behandlung aktuell und vollständig sein, und im Verlauf auch aktualisiert werden, damit Sie bestmöglich geschützt sind.

Quellen:

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) (2019): S3-Leitlinie – Management der frühen rheumatoiden Arthritis. AWMF-Register-Nr. 060-002, Stand: Dezember 2019. Online verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/060-002l_S3_Fruehe_Rheumatoide-Arthritis-Management_2019-12_01.pdf [Zugriff: 10.12.2024].

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) (o.J.): DGRh-Leitlinien – Rheumatologie. Online verfügbar unter: https://dgrh.de/Start/Publikationen/Leitlinien/DGRh-Leitlinien-(federf%C3%BChrend).html [Zugriff: 10.12.2024].

Fiehn, C., Holle, J., Iking-Konert, C. et al. (2018): S2e-Leitlinie: Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten. Zeitschrift für Rheumatologie, 77 (Suppl 2), 35–53. DOI: 10.1007/s00393-018-0481-y.

Gesundheitsinformation.de (2024): Rheumatoide Arthritis – Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten. Online verfügbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/rheumatoide-arthritis.html [Zugriff: 10.12.2024].

Gesundheitsinformation.de (2024): Medikamente zur Vorbeugung von Gelenkschäden bei rheumatoider Arthritis. Online verfügbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/medikamente-zur-vorbeugung-von-gelenkschaeden.html [Zugriff: 11.12.2024].

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