Impfen während der Schwangerschaft und Stillzeit für Frauen mit Autoimmunerkrankungen

10.08.2023 |

Schwangerschaft mit MS, Rheuma, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa: Was gilt fürs Impfen? 

Während der Schwangerschaft können Infektionen schwerer verlaufen. Auch schwangeren Frauen mit immunvermittelten Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS), rheumatoide Arthritis (umgangssprachlich: Rheuma), Morbus Crohn und Colitis ulcerosa werden daher Schutzimpfungen empfohlen, wie etwa die Grippeschutzimpfung. Die medizinische Behandlung vor und während der Schwangerschaft beeinflusst diese Impfempfehlung nicht.  

Schwangeren Frauen wird grundsätzlich auch empfohlen, sich gegen Keuchhusten impfen zu lassen. Die Mutter überträgt die schützenden Antikörper, die sie bildet, auf das ungeborene Kind. Das kann das Kind nach der Geburt vor einer schweren Infektion mit Keuchhusten schützen. Bei dieser Impfung handelt es sich um einen Totimpfstoff. Von Impfungen mit Lebendimpfstoffen wird während der Schwangerschaft grundsätzlich abgeraten, unabhängig von vorhandenen Vorerkrankungen. 

Welche Impfungen im individuellen Fall empfohlen sind, erfahren Frauen von ihrer Ärztin oder ihrem Arzt. 

Ist eine Corona-Impfung während der Schwangerschaft sinnvoll? 

Schwangere Frauen haben ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung, besonders bei einer Infektion mit der Delta-Variante des sogenannten Corona-Virus (SARS-CoV-2). Das zeigt eine große Kohortenstudie. Für ihren eigenen Schutz und den Schutz des ungeborenen Kindes ist ein ausreichender Impfschutz wichtig. Auch schwangeren Frauen mit MS, Rheuma, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa wird die Corona-Impfung empfohlen, um einem schweren Infektionsverlauf vorzubeugen. Die sogenannten mRNA-Impfstoffe sind für sie in der Regel gut verträglich und haben keine Nebenwirkungen für das ungeborene Kind. 

Auf Impfungen mit sogenannten Vektorimpfstoffen sollte bei schwangeren Frauen grundsätzlich verzichtet werden. Sie erhöhen das Risiko für Sinus-Venen-Thrombosen in der Schwangerschaft und kurz nach der Geburt.

Lebend-, Tot-, mRNA- und Vektorimpfstoffe: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung beschreibt die unterschiedlichen Impfstoffarten im Vergleich.

Was ist bei einer Immuntherapie während der Schwangerschaft zu beachten?  

Manchmal ist es sinnvoll, während der Schwangerschaft eine Immuntherapie mit sogenannten Biologika wie etwa mit monoklonalen Antikörpern fortzusetzen. Mütter geben die Antikörper vor allem ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel an das Kind weiter. Es ist wichtig, die Kinderärztin oder den Kinderarzt zu informieren, dass die Mutter in Behandlung mit monoklonalen Antikörpern ist. In einigen Fällen kann die hohe Konzentration an Antikörpern bei Kindern dazu führen, dass ihr Immunsystem nach der Geburt eingeschränkt ist. Gelegentlich wird in einem Bluttest am neugeborenen Kind überprüft, wie viele Antikörper sich in seinem Blut befinden. Erhielten Mütter während der Schwangerschaft eine Immuntherapie und der Bluttest des Kindes zeigt tatsächlich eine hohe Konzentration von Antikörpern, werden Babys in der Regel nicht mit Lebendimpfstoffen geimpft. Das betrifft in erster Linie die Rotavirus-Impfung, die sonst in den ersten Lebensmonaten gegeben wird, sowie die Masern-Mumps-Röteln-Impfung und die Windpocken-Impfung zum Ende des ersten Lebensjahres hin.  

Erfahren Sie in dem Beitrag Impfen bei Immunsuppression mehr über grundsätzliche Empfehlungen zum Impfen bei immunvermittelten Erkrankungen.

Was ist bei einer Immuntherapie während der Stillzeit zu beachten? 

Nach der Geburt können Frauen und Babys in der Regel uneingeschränkt geimpft werden. Wenn Frauen während der Stillzeit orale Immuntherapien einnehmen, kann das Kind sie über die Muttermilch aufnehmen. Deshalb sollten die Kinderärztin oder der Kinderarzt von dieser Behandlung und allen anderen eingenommenen Medikamenten wissen. Sie beraten individuell zu empfohlenen Impfungen für das Kind. Wurden Frauen in der Stillzeit, nicht während der Schwangerschaft mit monoklonalen Antikörpern behandelt, gibt es in der Regel keine Einschränkung für eine Impfung der Kinder.

Was ist bei der Impfung von Kindern zu beachten? 

Auch für Kinder, deren Eltern immunvermittelte Erkrankungen haben, wird empfohlen, sie zu impfen. Das schützt sie selbst vor schweren Infektionen, und auch ihre Eltern als Teil der sogenannten Umgebungsprophylaxe. Welche Impfungen die Ständige Impfkommission (STIKO) in welchem Alter empfiehlt, kann dem Impfkalender entnommen werden. Grundsätzlich sollten die Kinderärztin oder der Kinderarzt über alle Medikamente und Arzneimittel informiert werden, die Frauen während der Schwangerschaft und in der Stillzeit einnehmen. 

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